

Home > Marktforschung macht mobile. Aber macht’s auch immer Sinn?
Noch bevor es Smartphones gab, beschäftigte viele die Idee, Testpersonen direkt auf Ihrem Handy zu kontaktieren und zu befragen. Man erhoffte sich dadurch vor allem schnellere Response. Doch erst als das Smartphone anfing zu boomen, kam echtes Mobile Research erst richtig in Schwung.
Die Internetnutzung der Handybesitzer hat sich seit 2009 fast verdoppelt, inzwischen sind etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland per Mobiltelefon online. Eine attraktive Anzahl von Menschen, die nun also theoretisch zu jeder Zeit und an jedem Ort befragt werden kann. So führt z.B. ein an einem Schaufenster platzierter QR-Code den Betrachter des Schaufensters via Smartphone direkt zur Befragung zur Kundenzufriedenheit.
Es ist schon lange zum Standard geworden, Befragungen online durchzuführen anstatt face-to-face. 2010 war erstmalig der Anteil von online durchgeführten Interviews höher als per Telefon durchgeführte Umfragen. Ob nun an CAPI-Testplätzen im Studio oder direkt via Online-Panel am heimischen Rechner: Die meisten gängigen Methoden sind inzwischen problemlos und teilweise sogar besser am PC abbildbar, sei es nun ein Conjoint, ein Chipgame oder ein Werbemitteltest.
Was bei diesem technischen Fortschritt aber bleibt, ist die vorher notwendige Rekrutierung von Testpersonen für die Befragung – sei es off-street oder per E-Mail – damit sie sich zumindest noch an seinem PC zuhause oder im Büro einfindet. Genau diese Schwelle zu umgehen, ist einer der Vorteile von Mobile Research: (fast) jeder ist (fast) jederzeit und (fast) überall erreichbar! Bevor jetzt aber die Forscher “Hurra” schreien: Es gibt noch einige Fallstricke, die zu bedenken sind:
Befragungen die seit Jahren im Standardlayout online durchgeführt werden, sind nicht ohne weiteres auch für Smartphones geeignet: das Display ist kleiner, die Bedienung eine andere und man ist abgelenkter durch äußere Einflüsse. Bevor man also einen umfangreichen Fragebogen “verkauft” mit dem Versprechen, dass dieser auch ideal auf mobilen Endgeräten laufen wird, sollte man sich erst einmal Gedanken über die technische Umsetzung machen. Das fängt schon beim Layout des Fragebogens an: schon mal versucht, an der Bushaltestelle mit dem halb abgefrorenen Finger kleine Checkboxen auf Webseiten zu treffen? Macht nicht wirklich Spaß und Sinn, oder? Also sollte man unbedingt ein Smartphone-freundliches Layout entwickeln: große Klickfelder, die sich einfach mit dem Finger bedienen lassen. Oder bei der Frage “wie viel sollte eine Flasche Cola kosten?” möchte man wohl kaum in einem Eingabefeld mühsam mit den Fingern 1,29 Euro eintippen müssen. Der Finger ist inzwischen schon blau. Lieber schiebt man den Finger schnell über einen Slider, der bei dem gewünschten Wert stehen bleibt.
Übrigens: Wissen Sie überhaupt, wie viele Ihrer Testpersonen Ihren Onlinefragebogen auf einem Smartphone durchführen? Wir haben bei einer internen Befragung in unserem Panel festgestellt, dass dieser Teil inzwischen bei 10% liegt. Fragen Sie doch in Ihrer nächsten Onlinebefragung einfach am Schluss der Befragung nach, auf welchem Endgerät die Befragung durchgeführt wurde. Noch besser: lassen Sie diese Information automatisch vom Befragungssystem mit erfassen. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, dass es vielleicht Zeit dafür ist, die Befragung an unterschiedliche Endgeräte anzupassen und dafür zu optimieren.
Das bedeutet neuen technischen Aufwand, der kalkuliert werden muss. Auf einmal braucht man von einem Fragebogen mehrere Layouts, angepasst an das jeweilige Endgerät. Außerdem sollte der Fragebogen natürlich automatisch erkennen und steuern, welches Layout benutzt werden soll.
In Ihrer Studie werden Produktabbildungen gezeigt? Dann ist das ein besonders kritischer Punkt. Jetzt muss überlegt werden, ob diese Studie überhaupt auf Mobile Devices durchführbar ist. Sollen Abbildungen gezeigt werden? Dann achten Sie darauf, ob diese nicht zu unter der geringen Displaygröße leiden und dadurch wichtige Details, wie z.B. Schriften und Logos unerkenntlich werden. Dann sollte man eher den umgekehrten Weg gehen und den Testpersonen durch eine technische Sperre explizit “verbieten”, die Befragung auf einem Smartphone durchzuführen.
Mobile Research bieten dem Forscher also mit Sicherheit viele neue spannende Möglichkeiten und auch werden wir mit dieser Technik noch mehr Menschen erreichen können. Jedoch müssen die Befragungen jetzt noch eine weitere Planungsphase durchlaufen: nämlich, ob sie für “Mobile” geeignet sind und falls nicht, inwieweit man die Befragung anpassen will und kann.
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